Freitag, 5. Oktober 2007
Arschgeigen im Flur
Man darf sie nicht erschlagen. Auch nicht in günstigen Momenten. Dieser steht im dunklen Flur. Leises Guten Abend, eigentlich Entschuldigung. Zu früh gekommen. Ach so, auch noch aufgedrängt. Und ich muss raus. Jetzt, denn es ist nicht mein Schmerz, der da unverhofft früh im Flur die Augen senkt. Klein ist er, der Flur drückt auf ihn ein, die Wände, die Türe. Spricht nicht. Flieht in einen Mittelpunkt zwischen seinen Augen. Ich als Aktivität, unterdrückte Hektik zwischen zwei statischen Punkten. Einsammeln, Mantel, Tasche, letzte Worte. Zur Tür, gedämpft aber freundlich grüßen ohne Augenkontakt. Nicht schlagen. Nicht treten. Nicht beschimpfen.
Sie sind schwach. Sie meinen nicht böse. Sie verdrängen. Sie können nicht.
Die Tür schliesst sich hinter mir. Zu gern hätte ich sein Hirn graurot die Flurwand hinablaufen sehen. Blut in Gallert gesenkt, in den weißbemalten Rillen der Holzverschalung. Ich kann Verantwortung übernehmen für meine Taten. Schädelbasisbrüche aus erster Hand ohne Reue und gewusst warum.
Was wäre ich ohne die gute Erziehung? Nur zuschlagen bei eigenen Schmerzen, heisst es. Und auch da nicht immer. Nur, wenn sie anhänglich sind. Den meisten Menschen ist das nicht zu eigen.
Und Gottfried sagt immer, wozu das Zuschlagen? Bei einer Welt voller Arschgeigen wäre man dann doch auf immer beschäftigt.

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