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Freitag, 1. Februar 2008
Keine Sorge
kynis, 21:04h
Wir sitzen ja oft im Katzenzimmer.
Manchmal, wenn ich sehr betrunken bin, kommt der Moment, da der Alkohol die Emotionsknospen erblühen lässt. Das ist eine Art körperintrinsischer Herbstzeitlose, die von so weit unten kommt, dass man geneigt ist zu glauben, dass es sich um eine Wahrheit handelt. Aber bei weitem nicht alles, was sich zunächst verborgen hält, ist wahr. Hamburgergurken gehören zum Wesen des Hamburgers, sind aber dennoch nicht mehr oder weniger wahr als die sich der Außenwelt präsentierenden Brötchenhälften. Sie liegen nur sichtgeschützt darunter.
So gesehen ist das, was der Martini aus mir hochspült, entweder physischer Natur, nämlich Mageninhalt oder sein emotionales Äquivalent - Halbverdautes in Alkohol getränkt.
Gottfried sagt, er wundert sich, dass ich noch gerade gehen kann, aber ich stehe in solchen Fällen emotionaler Überschwemmung mit solcher Entschlossenheit und so zielstrebig auf, dass er denken könnte, ich wolle laufen gehen. Will ich natürlich nicht. Ich will laufen lassen.
Ich will anrufen. Oder eine Email schreiben. Einen Link schicken. Oder eine sms. Den Kopf lieber tagtäglich freundschaftlich an die Wand rammen, bevor ich getrennt lasse, was zusammen gehört. Lieber mit der Hälfte leben, als ganz ohne.
Gottfried kommt dann langsam in mein Zimmer herüber, wo ich vor dem hochfahrenden Rechner sitze, Worte auf den Fingerspitzen, vor Wahrheitsglaube rotgeränderten Augen. Er legt mir die Hand auf die Schulter und deutet auf seine Stirn. Wir schweigen, ich denke an Gottfrieds Worte für seine Mutter:
"Ich trage dich wie eine Wunde
auf meiner Stirn, die sich nicht schließt.
Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt
das Herz sich nicht draus tot.
Nur manchmal plötzlich bin ich blind und spüre
Blut im Munde."
Dann hat er das Telefon in der Hand, "die Anna-Helen hat da so einen netten Bekannten, ich rufe die mal an", sagt er, mir wird schlecht, der Stuhl schiebt sich unter mir nach hinten weg. Ich sitze auf dem Boden unter dem Schreibtisch an den Rechner gekauert. Gottfried hat fertig telefoniert, legt auf und bückt sich zu mir herunter. "Keine Sorge, wegen dem Herzen,", sagt er, "in Alkohol konserviert hält das doch ewig."
Manchmal, wenn ich sehr betrunken bin, kommt der Moment, da der Alkohol die Emotionsknospen erblühen lässt. Das ist eine Art körperintrinsischer Herbstzeitlose, die von so weit unten kommt, dass man geneigt ist zu glauben, dass es sich um eine Wahrheit handelt. Aber bei weitem nicht alles, was sich zunächst verborgen hält, ist wahr. Hamburgergurken gehören zum Wesen des Hamburgers, sind aber dennoch nicht mehr oder weniger wahr als die sich der Außenwelt präsentierenden Brötchenhälften. Sie liegen nur sichtgeschützt darunter.
So gesehen ist das, was der Martini aus mir hochspült, entweder physischer Natur, nämlich Mageninhalt oder sein emotionales Äquivalent - Halbverdautes in Alkohol getränkt.
Gottfried sagt, er wundert sich, dass ich noch gerade gehen kann, aber ich stehe in solchen Fällen emotionaler Überschwemmung mit solcher Entschlossenheit und so zielstrebig auf, dass er denken könnte, ich wolle laufen gehen. Will ich natürlich nicht. Ich will laufen lassen.
Ich will anrufen. Oder eine Email schreiben. Einen Link schicken. Oder eine sms. Den Kopf lieber tagtäglich freundschaftlich an die Wand rammen, bevor ich getrennt lasse, was zusammen gehört. Lieber mit der Hälfte leben, als ganz ohne.
Gottfried kommt dann langsam in mein Zimmer herüber, wo ich vor dem hochfahrenden Rechner sitze, Worte auf den Fingerspitzen, vor Wahrheitsglaube rotgeränderten Augen. Er legt mir die Hand auf die Schulter und deutet auf seine Stirn. Wir schweigen, ich denke an Gottfrieds Worte für seine Mutter:
"Ich trage dich wie eine Wunde
auf meiner Stirn, die sich nicht schließt.
Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt
das Herz sich nicht draus tot.
Nur manchmal plötzlich bin ich blind und spüre
Blut im Munde."
Dann hat er das Telefon in der Hand, "die Anna-Helen hat da so einen netten Bekannten, ich rufe die mal an", sagt er, mir wird schlecht, der Stuhl schiebt sich unter mir nach hinten weg. Ich sitze auf dem Boden unter dem Schreibtisch an den Rechner gekauert. Gottfried hat fertig telefoniert, legt auf und bückt sich zu mir herunter. "Keine Sorge, wegen dem Herzen,", sagt er, "in Alkohol konserviert hält das doch ewig."
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