Montag, 25. Juni 2007
Idiotensublimation
Ich wache auf. Es ist wieder da. Dieses Scheissgefuehl, in der ersten Zehntelsekunde Bewusstsein bereits voll praesent, dieser Tageschinder, Magenschmerz und Graufaerber. Endogen induzierter Hormonparasit, sitzt im Kleinhirn und laesst ausschuetten bis ihm die Konfiguration schmeckt. Kommt ohne Bilder aus, glanzlos anthrazitener Feinstaub in jeder Blutbahn ums Herz. Sie hat Herz gesagt.
Gottfried sitzt auf der Bettkante, auch erst aufgewacht.
"Gottfried", sage ich, "warum sollen wir uns das antun, wieder und wieder? Wie oft noch so aufwachen?"
Der Morgen entwickelt sich in voller Graeue, je wache ich werde, desto intensiver bohrt er an mir.
Gottfried zoegert keinen Augenblick mit seiner Antwort. Mit der linken Hand haelt er meine linke Wange, mit der rechten klappt er mir den Unterkiefer herunter, bis mein Mund offen steht.
"Sublimieren,", sagt er, "damit wir sublimieren koennen. Schlucken und spucken."
Was er mir sagen will: Wir formen Schmerz zu Text und das ist gut. Mir kommt eine Idee.
"Und wenn wir formvollendet spucken, war, was wir so verdaut haben, am Ende noch nuetzlich?"
Ich setze mich neben ihn auf die Bettkante und wir laecheln zynisch vor uns hin: So viele Idioten, so viel Sublimationspotenzial.

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