Montag, 25. Juni 2007
Fegen im Maschinenzimmer
Aus einer dispersen Menge, Staub, Katzenhaare, Brösel, unsymmetrisch über den Boden verteilt und doch mit Tendenz zur flächendeckenden Schicht, soll ein Haufen werden. Ich habe Schneisen hineingeschlagen, Masse mit dem Besen auf einen Mittelpunkt zu vor mich hingetrieben. Der Besen streift von allen Seiten um die Schichtwogen, kreist sie ein, schiebt sie übereinenander im Takt.
Gottfrieds Gesicht taucht vor mir auf, stumm reisst er den Mund auf, seine Augen weiten sich, die Hände nimmt er hoch in einer wortlosen Geste, die ich nicht zu deuten weiß. Still bewegen sich seine Lippen, zucken immer schneller auf und zu, ich sehe die Zunge beben. Seine Hände greifen nach meinem Kopf.
Aus dem Lippenzucken wird Ton.
"Weisst Du eigentlich, was Du da machst?!" Gottfried hält meine Kopfhörer in der Hand.
"Ich fege", sage ich, fassungslos ob der Offensichtlichkeit dieser Antwort.
"Du singst laut mit!!" Gottfried schüttelt vorwurfsvoll den Kopf, seine Backen schwingen träge der Drehbewegung hinterher.
"Man wird doch beim Fegen wohl noch Musik hören und mitsingen dürfen?"
Gottfried holt tief Luft und tritt einen Schritt näher an mich heran:
"Aber nicht "Forbidden Love" von Madonna!"

Schuldbewusst skippe ich zum nächsten Album im Alphabet - MZ 412.
Wo er recht hat, hat er recht.

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