Montag, 25. Juni 2007
Une grande dame
Es ist einer von diesen Tagen an denen die Sinnlosigkeit die Schwerkraft abzulösen scheint und alle Dinge ausmacht, wenn schon nicht zusammen hält. Es ist einer dieser Tage, an denen wir Nein sagen, weil wir es uns leisten können. Es ist ein oberflächliches Nein, das uns nicht möglich wäre, hätten wir vorher nicht schon tausendmal Ja gesagt.

Gottfried dreht an seinem Glas, ich weiss, auch er hat Angst. Angst, dass jemand kommt und mit uns sprechen will, des Zwischenmenschlichen wegen. In diesem Sinne Dinge sagt, die man für Fakten halten kann, die es aber nicht sind und dem man darum vom ersten Moment an nicht glaubt. Den Leuten wachsen solche Worte wie Schimmel in der Feuchte des Mundes, wenn sie ihn zu lange offen haben. Wir sitzen mitten im Sporentanz mit unverschließbaren Ohren.
Allerdings haben wir auch unsere Methoden. Gottfried spuckt, ich schlage. Wenn es Frauen sind, deren Halbwertszeit an Interesse, das man für sie aufbringen kann, kürzer ist als die Zeit, die sie brauchen, um ihren Namen auszusprechen, lasse ich die Hände auf dem Tresen bis Gottfried aufsieht. Danach sitze ich für eine Weile alleine.
Kommt jemand zu mir, gibt es keine Ausnahmen. Gottfrieds Backen ziehen sich weit, er sammelt, er pumpt. Und spuckt gezielt ins rechte Auge. Keine Zehntelsekunde später folgt von mir ein Kinnhaken von links.

Wir wissen, dass das Sporentreiben niemals aufhört. Sie sitzen überall, in unseren Lidern, auf unseren Fingern, den Lippen, den Gläsern. Wir wissen, dass wir nichts glauben können, außer dem Barkeeper, wenn er sagt: "Hier, nochmal zwei Doppelte."

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