Montag, 25. Juni 2007
Ruhe
kynis, 11:41h
Es ist so still geworden um uns. Das kann zwei Gründe haben: Es gibt weniger zu hören oder wir hören schlechter.
Wir wissen beide, dass letzteres der Fall ist.
Gottfried sitzt seit zwei Stunden im Lehnstuhl und schaukelt einen quietschenden Takt.
"Ruhig heute".
"Ja, endlich." Ich schenke mir etwas Kaffee nach.
"Auch?"
Er winkt ab und wischt mit den Handflächen die Stuhllehnen entlang, während er schaukelt. Ich schütte einen dünnen Strahl Milch in den Kaffee, er fließt und fließt und trübt das Schwarz dunkelbraun. Zug um Zug rühre ich den Kaffee um, so langsam, dass sich kein Strudel in d r Mitte bildet. Die Oberfläche liegt glatt. Ich vergesse zu trinken. Gottfried hat sich eine Zigarette angezündet. Er zieht, die Glut glimmt auf, aber im Ausatmen entweicht kein Rauch.
"So geht das nicht". Er steht auf, geht in die Küche und beginnt in einer der Schubladen zu kramen. Eine Gelber-Sack-Rolle, zwei Zierkacheluntersetzer, hundert Papierschnipsel und einige Haushatsgummibänder später kommt er mit einer Streichholzschachtel zurück.
"Einer muss."
Er hält mir zwei Streichhölzer hin.
Vorsichtig strecke ich die Hand durch die Ruhe nach ihm aus, es ist wie durch Watte zu greifen. Einer muss. Die Ruhe ist vor seiner Hand zurückgewichen, die Streichhölzer ragen frei zwischen Gottfrieds Fingern hervor.
"Recht hast Du!", nicke ich und versuche beherzt zu wirken, dynamisch vorzustoßen zu einem der Streichhölzer. Ich greife.
Wir spielen es mit dem langen Streichholz, weil wir nur zu zweit sind und der mit dem Kurzen auch nur eine kurze Nacht hat. Der andere muß aufspringen, sich die Jacke überwerfen und hinaus, dahin, wo Menschen sind und Alkohol serviert wird. Denn es gibt keine bessere Mischung gegen Ruhe als Menschen und Alkohol. Dort muss er bleiben, bis ein Mittel gegen die Ruhe gefunden ist, ein Problem für die nächsten Tage und Wochen.
Das lange Streichholz liegt in meiner Hand, in Gottfrieds Hand das Kurze. Während ich die Jacke überstreife, setzt er sich wieder in den Schaukelstuhl und fasst die Wand in den Blick. Plötzlich hält er inne, springt auf, holt den kleinen blauen Putzeimer aus der Küche und stellt ihn vor die Wohnungstür.
"Diesmal", sagt er, ohne mich anzusehen, während er weiterschaukelt, "diesmal kotz aber bitte nicht wieder in den Flur."
Wir wissen beide, dass letzteres der Fall ist.
Gottfried sitzt seit zwei Stunden im Lehnstuhl und schaukelt einen quietschenden Takt.
"Ruhig heute".
"Ja, endlich." Ich schenke mir etwas Kaffee nach.
"Auch?"
Er winkt ab und wischt mit den Handflächen die Stuhllehnen entlang, während er schaukelt. Ich schütte einen dünnen Strahl Milch in den Kaffee, er fließt und fließt und trübt das Schwarz dunkelbraun. Zug um Zug rühre ich den Kaffee um, so langsam, dass sich kein Strudel in d r Mitte bildet. Die Oberfläche liegt glatt. Ich vergesse zu trinken. Gottfried hat sich eine Zigarette angezündet. Er zieht, die Glut glimmt auf, aber im Ausatmen entweicht kein Rauch.
"So geht das nicht". Er steht auf, geht in die Küche und beginnt in einer der Schubladen zu kramen. Eine Gelber-Sack-Rolle, zwei Zierkacheluntersetzer, hundert Papierschnipsel und einige Haushatsgummibänder später kommt er mit einer Streichholzschachtel zurück.
"Einer muss."
Er hält mir zwei Streichhölzer hin.
Vorsichtig strecke ich die Hand durch die Ruhe nach ihm aus, es ist wie durch Watte zu greifen. Einer muss. Die Ruhe ist vor seiner Hand zurückgewichen, die Streichhölzer ragen frei zwischen Gottfrieds Fingern hervor.
"Recht hast Du!", nicke ich und versuche beherzt zu wirken, dynamisch vorzustoßen zu einem der Streichhölzer. Ich greife.
Wir spielen es mit dem langen Streichholz, weil wir nur zu zweit sind und der mit dem Kurzen auch nur eine kurze Nacht hat. Der andere muß aufspringen, sich die Jacke überwerfen und hinaus, dahin, wo Menschen sind und Alkohol serviert wird. Denn es gibt keine bessere Mischung gegen Ruhe als Menschen und Alkohol. Dort muss er bleiben, bis ein Mittel gegen die Ruhe gefunden ist, ein Problem für die nächsten Tage und Wochen.
Das lange Streichholz liegt in meiner Hand, in Gottfrieds Hand das Kurze. Während ich die Jacke überstreife, setzt er sich wieder in den Schaukelstuhl und fasst die Wand in den Blick. Plötzlich hält er inne, springt auf, holt den kleinen blauen Putzeimer aus der Küche und stellt ihn vor die Wohnungstür.
"Diesmal", sagt er, ohne mich anzusehen, während er weiterschaukelt, "diesmal kotz aber bitte nicht wieder in den Flur."
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