Montag, 25. Juni 2007
Kein Gott, nirgends
kynis, 11:46h
Man hat manchmal keine andere Wahl. Keine. Philosophie füttert nur die Ratio, die hier vorkommenden Menschen sind schwachsozialisierte Akteure in einem unnötigen, darwinentlehnten Kampf um Ressourcen wie Capuccino und Sms. Menschen werden genausowenig zu Freunden, wie sich gewisse Wildtiere zähmen lassen. Die Natur hat das nicht vorgesehen und damit basta. Da bleibt am Ende nur der Griff zu denen, die sich nicht wehren können, die uns nicht vom Gegenteil überzeugen können, was das Gute angeht, das wir in ihnen sehen.
"GOTT!", sagt Gottfried und schiebt seine kleine massige Gestalt durch die große Eichentür, "kannst Du froh sein, dass mir zuhause langweilig war."
Wir stehen in einem Vorraum, weiss sind die Wände, punktuell mit kleinen modernen Bronzeskulpturen geschmückt. Mir kommt ein böser Verdacht. Der Hauptraum bestätigt ihn: kein Weihwasser, dafür festinstallierte Klingelbeutel links und rechts der Tür. Kein Weihrauch hat den Altar vor uns je berührt. Das haben dafür jede Menge bunter Tücher getan. An den Wänden wieder Skulpturen, Bilder, einzelne Statuen vorne am Altar. Sie müssen gleich gepolt sein, so dass sie sich abstossen und sich in einem jeweils möglichst großen Abstand voneinander aufreihen. Man möchte vor jedem einzelnen stehen bleiben, die Hände auf den Rücken legen, blinzeln, "aha" und "hm-hmmm!" murmeln. Wie in einer Galerie ist es.
Menschen, höchstverschieden im Alter und exakt gleich in der mangelnden Attraktivität, bewegen sich unter freundlichen Absprachen hin und her, besorgen Dinge, legen Zettel auf die Sitze. Es herrscht eine gemeinschaftlich demokratische Atmosphäre, so als würde alles, was hier bald geschieht, der konsensbasierten Anstrengung der Anwesenden entstammen. Ich bin entsetzt. Wo bleibt die Demut, auf deren Basis der Glauben an göttliche Allmacht entsteht? Wo gekrochen werden sollte, wird gesummt.
"Aehem." Ohne Weihwasser geht das sowieso nicht.
"Die Frauen waren früher auch schon so, schau nicht so entsetzt." Gottfried hat am Rand einer Bank platz genommen.
"Ich glaube...er ist hier nicht. Also meiner nicht...also ich kann ihn hier nicht...spüren?"
Aber ich weiss, dass ich ihn auch in einem Raum, der wie die Schatzkammer der Königin von Saba mit Blattgold ausgestrichen und Juwelen besetzt ist, durch dessen buntglasverzierte Fenster das Ostlicht auf den Altar fällt und in dem höchstens Touristen mehr als zu raunen wagen, nicht finden werde. Nicht mehr.
Und das heisst, ab heute gibt es nur noch einen Bezugspunkt: Mich.
"Rück mal,", ich setze mich zu Gottfried auf die Bank, nehme die Augen vom tuchüberdekorierten Altar, setze die Stirn mit leichtem Ruck auf der Lehne der Vorderbank ab und lege die Hände über dem Hinterkopf zusammen.
"Oh Gott."
Gottfried nickt nur.
"GOTT!", sagt Gottfried und schiebt seine kleine massige Gestalt durch die große Eichentür, "kannst Du froh sein, dass mir zuhause langweilig war."
Wir stehen in einem Vorraum, weiss sind die Wände, punktuell mit kleinen modernen Bronzeskulpturen geschmückt. Mir kommt ein böser Verdacht. Der Hauptraum bestätigt ihn: kein Weihwasser, dafür festinstallierte Klingelbeutel links und rechts der Tür. Kein Weihrauch hat den Altar vor uns je berührt. Das haben dafür jede Menge bunter Tücher getan. An den Wänden wieder Skulpturen, Bilder, einzelne Statuen vorne am Altar. Sie müssen gleich gepolt sein, so dass sie sich abstossen und sich in einem jeweils möglichst großen Abstand voneinander aufreihen. Man möchte vor jedem einzelnen stehen bleiben, die Hände auf den Rücken legen, blinzeln, "aha" und "hm-hmmm!" murmeln. Wie in einer Galerie ist es.
Menschen, höchstverschieden im Alter und exakt gleich in der mangelnden Attraktivität, bewegen sich unter freundlichen Absprachen hin und her, besorgen Dinge, legen Zettel auf die Sitze. Es herrscht eine gemeinschaftlich demokratische Atmosphäre, so als würde alles, was hier bald geschieht, der konsensbasierten Anstrengung der Anwesenden entstammen. Ich bin entsetzt. Wo bleibt die Demut, auf deren Basis der Glauben an göttliche Allmacht entsteht? Wo gekrochen werden sollte, wird gesummt.
"Aehem." Ohne Weihwasser geht das sowieso nicht.
"Die Frauen waren früher auch schon so, schau nicht so entsetzt." Gottfried hat am Rand einer Bank platz genommen.
"Ich glaube...er ist hier nicht. Also meiner nicht...also ich kann ihn hier nicht...spüren?"
Aber ich weiss, dass ich ihn auch in einem Raum, der wie die Schatzkammer der Königin von Saba mit Blattgold ausgestrichen und Juwelen besetzt ist, durch dessen buntglasverzierte Fenster das Ostlicht auf den Altar fällt und in dem höchstens Touristen mehr als zu raunen wagen, nicht finden werde. Nicht mehr.
Und das heisst, ab heute gibt es nur noch einen Bezugspunkt: Mich.
"Rück mal,", ich setze mich zu Gottfried auf die Bank, nehme die Augen vom tuchüberdekorierten Altar, setze die Stirn mit leichtem Ruck auf der Lehne der Vorderbank ab und lege die Hände über dem Hinterkopf zusammen.
"Oh Gott."
Gottfried nickt nur.
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