Donnerstag, 12. Juni 2008
Stadt-Land-Fluß
Interessant, dass man von einer Alkoholikerkarriere spricht. Eine Karriere ist das ja nun nicht gerade. Das soll wohl zynisch sein. Zynismus ist super. Zum einen, weil es bei Stadt, Land, Fluß immer gut punktet, wenn die Kategorie -ismen dabei ist. Zum anderen, weil es einem erlaubt, als Kritik verkleidete Witze zu reißen, auch wenn einen ein Problem einen Scheiss interessiert. Ein Spruch kommt ja immer gut. Und dann noch zynisch. Und wenn man zynisch ist, kann man sogar über sich selbst noch einen tollen Spruch machen, wenn man sich und sein Leben gerade zu Tode säuft. Hauptsache Spruch. Wenn es genug Anlässe gäbe, bräuchte man ja gar keinen Alkohol. Oft genug ist es ja auch nur ein zeitliches Vorbeischlittern von Spruch und Gelegenheit. Die beiden scheinen sich nicht gerade anzuziehen. Wenn sie sich doch einmal örtlich überschneiden, wie Parallelen in der Unendlichkeit, ist garantiert keiner da. Publikumslosigkeit des großen Moments. Das Beste fällt ungehört zu Boden wie der sprichwörtliche Baum im Wald ohne Zeugen. Weil die wieder mit ihrem Wachturm an irgendeiner Ecke rumlungern. Und sich gar nicht dafür interessieren, zuzuhören, sondern nur andere zutexten wollen. Deswegen trinken sie auch keinen Alkohol, sonst könnten sie vielleicht besser zuhören. Aber sie sind schließlich die Zeugen, sie waren dabei. Und sind fortan nur noch dafür zuständig, Gott zur Existenz zu verhelfen und sonst garniemandem und garnichts mehr. Mit einem Gläschen würden sie vielleicht ihr Achselhaar vom Wachturm herunterlassen, wenn man unten steht und ruft. Wenn das mal passiert, gibt es garantiert eine Selbsthilfegruppe, die anonymen Alkoholiker-Zeugen. AAZ. Auch ganz fett bei Stadt-Land-Fluß mit Akronymen.

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Montag, 9. Juni 2008
Vergessen
Eigentlich clever, mit dem Turm. Was man nicht hat, kann einem keiner wegnehmen. Sollte man als hässliches Mädchen eigentlich viel früher rausfinden.

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Donnerstag, 5. Juni 2008
Nicht umsonst
Die haben das ja früher nicht umsonst gemacht. Mit den Türmen und den Prinzessinen. Die Prinzessinen haben das meistens nicht kapiert, aber man darf sein Haar halt nicht für jeden herunterlassen, der da unten rumbrüllt. Eine kräftige Lunge ist schliesslich nicht alles.
Gottfried hat damit nicht so ein Problem. Eine Frau gehört für ihn halt irgendwie dazu, sexuell und auch häuslich und wenn sie den Kopf in den Ofen steckt, weil die Russen kommen, heiratet man halt eine andere. Gibt ja genug.
"Ach nee,", sage ich, "nee lass mal." Das muss doch auch mal so gehen. Ich sitze ja nicht in einem Turm, ich kann für mich selbst sorgen, habe Gottfried, das Abendland und bin neuerdings auch waschkörbeweise Emotionen losgeworden. Erhoben haben sie sich, flügelschlagend aus den Waschkörben und sind davongeflogen, ganz ohne Fenster und Himmel. Dann kann ich ja jetzt endlich auch darüber lachen. Nein. In Wirklichkeit waren sie auf einmal einfach weg. Einfach so. "Fett.", dachte ich. Das wars.
"Bitte, geht doch", sagt Gottfried und hält mir die Zigarettenschachtel hin. "Ich habs ja immer gesagt."
"Aber wann hast Du nicht gesagt!" Nee, hat er nicht. War wohl auch besser so.
"So und jetzt?" Rauch strömt ihm in Stößen aus der Nase.
"Nix jetzt. Ruhe jetzt."
So ein Turm wäre doch gut für eine Weile. Damit man das Alleinsein mal lernt. Und deshalb zünde ich die Zigarette an, ziehe tief und verkünde unter Rauch folgendes:
"Ein Mann, der mit mir eine Beziehung eingehen will, muss folgendes tun:
- Er muss eine mindestens 20-seitige Untersuchung über Gottfried schreiben (in dem Thema ist er frei)
- Er muss eine Coverversion von Red Wine von UB40 vortragen, bei der ich nicht kotzen muss (das wird schwer!)
- Er muss als Heidegger verkleidet durch die Stadt laufen und versuchen Leute zu überzeugen, sich ein Geviert zu kaufen."
Gottfried reibt sich das Kinn und schaut etwas skeptisch in Richtung Fenster. "Haben die jetzt hier noch ein paar Stockwerke untergeschoben? Nicht dass man jetzt ewig Treppensteigen muss bei dem scheisshohen Turm..."
Berechtigter Einwand. Aber natürlich wird für uns jetzt alles viel einfacher. Ich wollte die Haare ja auch gar nicht lang wachsen lassen.

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